DIE LÜNETTE

Die Lünette ist am Zifferblatt das, was der Rahmen für ein Meistergemälde ist. Sie definiert seine Kontur und konzentriert das Licht, um den Blick zu lenken. Die Form der Lünette passt sich normalerweise der des Gehäuses an und kennt keine Grenzen außer der Kreativität der Designer. Technisch gesehen schließt die Lünette den oberen Teil des Gehäuses ab und trägt die Glasabdeckung über dem Zifferblatt. Die Abdichtung zwischen ihren Dichtungen am Gehäuse und an der Glasabdeckung ist daher von größter Bedeutung. Von den ersten Taschenuhren bis zu den neuesten Uhrenkreationen war die Lünette immer ein bevorzugter Dekorationsort (Fassung, Gravur, Emaille). Im Laufe der Zeit wurde die Lünette zu einem Informationsmedium. Ihr innerer Umfang (unterhalb des Uhrglases sichtbar) trägt häufig eine oder mehrere Skalen (Stunden, Minuten, Sekunden, Tachymeterskala, Pulsmesser usw.). Diese Skalen können graviert, gedruckt oder gefasst sein (Aufgesetzte, Edelsteine usw.). In selteneren Fällen wird auch der äußere Umfang der Lünette graviert (z. B. Stundenmarkierungen) und gelegentlich emailliert.

Wenn sie kreisförmig ist, kann die Lünette manchmal drehbar sein. In solchen Fällen ist die Glasabdeckung normalerweise direkt am Gehäuse befestigt, und die Lünette wird zu einem einfachen Ring. Die bekannteste Anwendung dieses Systems ist die drehbare Lünette (eindirektional) von Taucheruhren. Es gibt jedoch viele spezielle Anwendungen. Durch Gravieren einer Winkelskala auf einer drehbaren Lünette kann die Uhr zu einem hervorragenden Navigationsinstrument werden. In anderen Fällen wird die drehbare Lünette zu einem Rechenschieber, sei es allgemein oder spezialisiert. Noch seltener, aber ein perfektes Beispiel für die Vielseitigkeit der Lünette, kann sie gelegentlich die Krone ersetzen. Auf diese Weise kann die Uhr durch Drehen der Lünette aufgezogen und eingestellt werden.

Bereits im 17. Jahrhundert wurden Uhrengehäuse, die bis dahin archaisch waren, schlanker und technischer. Die Konstruktion aus drei Teilen (Gehäuse, Lünette und Boden) wurde zur Norm.

Ähnlich wie bei den Böden ist die Lünette häufig über ein Scharnier mit dem Gehäuse verbunden. Die Lünette kann durch eine Lasche geöffnet werden und dreht sich dann auf ihrem Scharnier wie ein Fenster. Später wurden die Lünetten manchmal am Gehäuse gelötet und in den meisten Fällen durch einen Rastmechanismus (Druckverschluss) befestigt. In modernen Konstruktionen wird häufig die Lünette direkt am Gehäuse verschraubt. Normalerweise schrauben sich die Schrauben unter das Gehäuse und ziehen sich unter der Lünette fest. Der Boden bedeckt dann die Lünetteschrauben, die nach dem Schließen der Uhr vollständig unsichtbar werden (oben und unten). In anderen Fällen schrauben sich die Schrauben von oben in die Lünette und durch sie hindurch in das Gehäuse. In diesem Fall sind die Schrauben sichtbar. Mit der von ihr getragenen Glasabdeckung ist die Lünette das am stärksten beanspruchte Bauteil in Bezug auf Stöße. Es ist daher nicht überraschend, dass die Lünette häufig ein Laboratorium für Tests neuer Materialien (Härte, Kratzfestigkeit, UV-Beständigkeit, Griffigkeit usw.) ist. Einige Designer gestalten die Lünetten heute sogar als „Schilde“ oder Stoßdämpfer, die die anderen Teile des Gehäuses und des Uhrwerks schützen.

Je nach Design oder technischen Anforderungen (Wasserdichtigkeit, Funktion usw.) kann die Lünette eines Gehäuses erhebliches Geschick und Fachwissen erfordern. Dennoch ist die Herstellung der Lünette, wie auch des Bodens, oft relativ einfach und erfordert keine großen Ressourcen. Eine Drehmaschine kann in vielen Fällen ausreichen, um eine kreisförmige Lünette herzustellen, während eine Fräsmaschine Lünetten in verschiedenen Formen (quadratisch, tonnenförmig usw.) herstellen kann. Die Arbeitszeit, die für diese Methode erforderlich ist, und die erzielte Qualität führen oft dazu, dass Uhrmacher ihre Lünetten mit handwerklichen Verfahren (Gravur und/oder von Hand gefassten Edelsteinen, Emaille usw.) verzieren.

Die Herstellung einer Lünette ähnelt stark der von Böden. Daher und wie bei der industriellen Methode greift man bereits überwiegend auf CNC-Maschinen für solche Fertigungsvolumina zurück. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Produktionsmethoden liegt hauptsächlich in den Endbearbeitungs-, Dekorations- und Montageschritten für die komplexesten Lünetten. Für kleine Serien hochwertiger Uhren bevorzugt man oft immer noch eine handgravierte Lünette anstelle einer mechanischen oder chemischen Gravur. Das Einsetzen von Edelsteinen für die Fassung erfolgt von Hand anstelle einer Maschine, ebenso wie die Montage der verschiedenen Komponenten (z. B. das keramische Insert einer Taucheruhrenlünette).

In industriellen Maßstäben werden Lünetten hauptsächlich auf CNC-Maschinen hergestellt. Dennoch kann das Stanzen für Lünetten, insbesondere für nicht kreisförmige Lünetten, gegenüber der Bearbeitung bevorzugt werden. In letzterem Fall sind jedoch häufig Nachbearbeitungs- und Fräsarbeiten erforderlich. Für die komplexesten Lünetten erfolgt die Montage der verschiedenen Komponenten normalerweise auf Montagelinien oder ist automatisiert.

Auch hier unterscheiden sich hochmoderne Technologien von handwerklichen, halbhandwerklichen und industriellen Methoden hauptsächlich durch die verwendeten Materialien und nicht durch die Produktionsvolumina. Das Spritzgießen und das Sintern werden hauptsächlich verwendet, um Materialien wie Kunststoffe, Verbundstoffe und Keramiken zu formen, obwohl gelegentlich nachfolgende Bearbeitungs- und/oder Polierarbeiten erforderlich sind. Der Herstellungsprozess von Gehäusen aus Saphir (synthetischer Korund und seine Derivate) und somit von Lünetten ähnelt dem industriellen Verfahren (Bearbeitung/Polieren). Die Härte des Saphirs erfordert jedoch den Einsatz von Hochtechnologiemaschinen und -werkzeugen.